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40 UMGANGSREGELN . dem Empfangszimmer, in welches man geführt wird, befindet sich
der Ehrenplatz auf dem rings an den Wänden des Zimmers herum-
laufenden
niedrigen Diwan stets gerade der Thür gegenüber. Je
nach der Achtung, die der Hauswirth dem Gaste bezeigen will,
erhebt er sich mehr oder weniger von seinem Platze oder geht dem
Gaste einen oder mehrere Schritte entgegen. Zuerst wird nach der
Gesundheit gefragt (vgl. S. 120). Ein Geschäft nimmt im Orient
stets eine unverhältnissmässig lange Zeit in Anspruch, denn dem
Orientalen ist die Zeit nichts werth, was den Fremden zur Ver-
zweiflung
bringen kann, bevor er das nöthige Phlegma gewinnt.
Auch einen Besuch, der kommt, zu entfernen, keine Zeit für ihn
zu haben, gilt für die grösste Unhöflichkeit. In Gegenwart eines
Besuchers zu essen, ohne ihn zum Mitessen einzuladen, wenn auch
nur pro forma, ist ein grober Verstoss gegen die Sitte. Auch bei
gewöhnlichen Besuchen erhält man zu jeder Tageszeit ein Tässchen
Kaffe; der Diener tritt, die linke Hand auf das Herz gelegt, ins
Zimmer und präsentirt den Gästen nach der Reihenfolge ihres
Ranges ein Schälchen, gewöhnlich in einer Untertasse, damit
man sich an der äusserst heissen Tasse die Finger nicht ver-
brenne
. Beim Herumgeben des Kaffe’s[Kaffes] übergangen zu werden,
gilt dem Beduinen als die tiefste Schmach. Nachdem der Die-
ner
die Schale wieder abgenommen hat (es gilt für unanständig,
sie auf den Boden zu setzen; man behalte sie in der Hand), begrüsst
man den Hausherrn mit dem gewöhnlichen orientalischen Gruss,
indem man die rechte Hand erst gegen die Brust, dann gegen die
Stirn bewegt. Je länger der Hausherr einen Gast bei sich zu
behalten wünscht, desto später lässt er ihm den Kaffe reichen; man
darf nicht fortgehen, bevor man den Kaffe getrunken hat. Dieser
Gebrauch beruht auf alten Beduinensitten: der Gast ist dem Be-
duinen
erst heilig, wenn er mit ihm etwas genossen hat. Der
Reisende thut wohl daran, die ihn besuchenden Eingebornen, vor
allem aber die Beduinenescorte fleissig mit Kaffe tractiren zu lassen.
Gewöhnlich wird dem Fremden Tabak angeboten; die Cigarette
hat nun fast überall Eingang gefunden. Mehr türkische Sitte ist
die lange Rohrpfeife mit Bernsteinspitze; der Kopf der Pfeife ruht
auf einer messingenen Schale, die auf den Boden gestellt wird.
Häufig wird der Besucher gefragt, ob er ein Nargile (S. 37) wünsche.
Der Diener bringt die Wasserpfeife in’s Zimmer, indem er sie an-
raucht
. Dass auf einen Besuch ein Gegenbesuch folgen muss, ist
im Orient ebenso selbstverständlich wie in Europa. Wenn man nach
einer Abwesenheit wieder in dieselbe Ortschaft zurückkehrt, hat
man zuerst den Besuch der Bekannten zu erwarten.

Es ist dem Fremden anzuempfehlen, nie einen Muslim über
seine Frauen zu fragen; diese Verhältnisse betrachtet man als
unter dem Schleier (sitr) stehend. Auf der Strasse oder in den
Häusern den Frauen auch nur nachzusehen, gilt für unanständig
und kann unter Umständen sogar gefährliche Folgen haben. Der